Es ist ein weiter Weg von Independence nach Oregon City, und im Jahre 1848 auch ein sehr gefährlicher. Seit 1971 gibt es ein Computerspiel, das den Spieler*innen die Plagen dieser Reise näher bringt. Eine Neuauflage ist auf Apple Arcade gelandet …
1985 erschien eine Version von „The Oregon Trail“ für den Apple ][, die bereits farbige Grafik hatte. Diese Version habe ich mit der Neuauflage verglichen und ich möchte meinen, dass die Anpassung an heutige Spielgewohnheiten gut gelungen ist.
Einige Elemente (wie beispielsweise die Jagd) haben sich kaum verändert. Differenzierter sind die Charaktere und ihre Eigenschaften geworden und während man bei der Urfassung noch meint, dass der Stammvater mit seiner Familie unterwegs ist, scheint sich im neuen Oregon Trail eine Gruppe von Abenteuersuchenden, Bankangestellten und Missionierenden im Saloon getroffen zu haben.
Neu ist in der Arcade-Fassung, dass man seine Vorräte auf dem Wagen gut unterbringen muss. Ähnlich wie bei Tetris ist das platzsparende Packen ein wichtiger Punkt. Beschädigungen des Wagens führen zu unsicheren oder nicht mehr benutzbaren Feldern. Wohl dem, der nicht vergessen hat, genug Werkzeug für die Reparaturen mitzunehmen.
Anders als bei modernen Spielen üblich, hat The Oregon Trail einen hohen Schwierigkeitsgrad. Aber auch wenn einige Mitreisende sterben und die Ochsen davonlaufen, endet das Spiel nicht sofort. Wegen überraschender Wendungen ist es nicht leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gute Vorbereitung kann sich auszahlen, aber manchmal hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Dabei soll sich zumindest in den 80ern der Autor bemüht haben, realistische Wahrscheinlichkeiten für die Ereignisse im Spiel einzustellen. Aber es sind heute durchaus Konzessionen wegen der Spielbarkeit zu erkennen. So heilt eine Flasche Medizin mal eben die Ruhr und im nächsten Moment ein gebrochenes Bein. Dieses Elixier muss der wahre Stoff sein, denn der Jahrmarktsquacksalber in so vielen Western an den Mann zu bringen versucht.
Junge Spieler*innen können bei diesem Titel sicher einiges über amerikanische Geschichte und die dazugehörige Geographie lernen. Das gilt für das alte und das neue Spiel.
Bei der Aktualisierung wurde auch gemeinsames Spielen bedacht. So kann man über Game-Center — und das ist jetzt ein bisschen Makaber — die „Grabsteine seiner Freunde“ ansehen.
Darüber hinaus gibt es regelmäßig zusätzliche Mini-Games, die man sich teilweise Freispielt und teilweise in periodischen Abständen veröffentlicht werden. Wer also nicht genug bekommen kann vom Charme des neuen Westens, der sitzt bei Ankunft in Oregon nicht unbedingt auf dem Trockenen.
In der Neufassung wurde auf die differenzierte Darstellung von Persönlichkeiten viel wert gelegt. Das betrifft auch die eigene Siedlergruppe. Hier wird schon mal jemand trotzig, oder Feilscht mit besonderem Charme, wenn es zum eingestellten Persönlichkeitsprofil passt. In einem einleitenden Text wird auch darauf hingewiesen, dass Indianer jetzt wesentlich realistischer dargestellt werden, als in den Fassungen aus dem letzten Jahrtausend.
Fazit: Mit den Siedlern und ihrem Planwagen kann man ein paar vergnügliche Stunden verbringen. Wer aber zu sehr an den Spielfiguren hängt wird etwas enttäuscht sein, denn das Ankommen in Oregon ist einigen wenigen Glücklichen vorbehalten,