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Das MCU? Das war nicht meine Welt. warum macht man Filme wie »Infinity War«, wo so viele Figuren unterwegs sind, dass für keine genug Zeit ist, um sie zu entwickeln, sie begreiflich zu machen, ihr zu folgen? Klar: das Publikum geht für seine Lieblingsfigur ins Kino und wenn man alle Figuren dabei hat, dann kommen auch alle Zuschauer. Es geht um das Geld - nicht um die Story. Damit es trotzdem nicht langweilig wird, greift man in die übliche Trickkiste: überraschende Wendungen alle zehn Minuten, viel Action, kräftige Übertreibung, ziemlich wilde Kamerafahrten und einen Cliffhanger am Ende, damit man auch den nächsten Film gut verkaufen kann.
Kurz gesagt: ich hatte die Nase voll von Marvel. Trotzdem wurde ich neugierig, als ich die ersten Berichte über die neue Serie las. Das startete schon mit der Besetzung. Paul Bettany ist sehr gut darin, Charaktere zu spielen, die eine Balance zwischen beinahe souveränem Auftreten und relativer Ahnungslosigkeit finden müssen. unvergessen sind sein Chaucer aus »Ritter aus Leidenschaft« und Herman aus »A Beautiful Mind«. Eine Sitcom mit ihm als Ehemann der 60er, 70er und 90er? Das klingt doch vielversprechend.
Allerdings wird schon in der Ankündigung deutlich: Wanda Maximoff ist weder die »Bezaubernde Jeannie« noch Samantha Stephens aus »Verliebt in eine Hexe«. Ihre heile Fernsehwelt steht auf tönernen Füßen und ein - ich schaudere es zu schreiben - dunkles Geheimnis schlummert buchstäblich unter Westiew. daher befürchtete ich, dass die unbeschwerte Erzählweise der Serie bald einem härteren Tonfall weichen würde. aber meinen Befürchtungen zum trotz ist - auch jetzt wo alle Katzen aus dem Sack sind (Episode 7) - immer noch genug Raum für kommödienhafte Szenen, die die schärfe aus der durchaus spannenden Handlung nehmen. es bleibt ein guter Mix der nicht nur den echten Marvel-Fans gefällt.