Wer mein Blog schon länger liest, der hat schon des öfteren über meine Tastaturen gelesen. Ich bin im Netz nicht der Einzige, der hier eine gewisse Manie entwickelt hat, aber heute möchte ich etwas versuchen, was ich bisher noch nirgends gesehen habe: Eine möglichst umfassende Besschreibung von allem, was mir bei der Auswahl einer Tastatur wichtig erscheint. Dabei erspare ich dem Leser eine historische Erklärung, die man z.B. hier finden kann. Und auch eine genaue Diskussion aller mechanischen Schalter, wie sie hier zu finden ist, will ich nicht versuchen.
Der digitale Nomade - die schwierigste Zielgruppe
Wer hauptsächlich an einem Notebook, Laptop oder Convertible-Rechner sitzt, benutzt meist die eingebaute Tastatur und es scheint, als hätte man dort keine Auswahl. Aber dadurch, dass man durchaus ein Laptop nach der Tastatur aussuchen kann, ist schon noch einiges an Unterschieden möglich. Auch bei Tastaturen, die scheinbar identisch sind sollte man unbedingt einmal Probeschreiben. Beispielsweise ist der Unterschied zwischen den aktuellen Modellen von MacBook und MacBook Pro optisch nur bei den Funktionstasten und der Touch Bar zu sehen, aber auch die anderen Tasten sind bei Anschlag und Lautstärke sehr verschieden. Beiden gemeinsam ist (unter anderem) ein beinahe konkurrenzlos geringer Tastenhub. Viele Menschen sind auf Tastaturen mit geringem Hub in der Lage schneller zu tippen. Die meisten Laptops verwenden nicht die Schmetterlings-Schalter von Apple, sondern die etwas höheren Scheren-Mechaniken. Diese haben aber immernoch deutlich weniger Hub haben, als konventionelle Tasten.
Im Gegensatz zu einer Bildschirmtastatur, kann man den Anschlag auch beim normalen MacBook immer noch deutlich fühlen, was ein deutlicher Vorteil ist. Nun werden Mobilrechner aber auch durchaus stationär eingesetzt. An manchen Tagen habe ich das Laptop zwar an einem externen Bildschirm, verwende aber trotzdem nur die eingebaute Tastatur. Was ich mag ist auch der geringe Raum zwichen den Tasten, der zusammen mit der rundum konkaven Form der Tasten selbst. Man muss aber wissen, dass diese Tasten nicht ganz so unempfindlich sind, wie man sich wünschen würde und man sie weder mit Kraft drücken, noch mit krümeln verschmutzen sollte.
Weit weniger empfindlich, aber auch weniger präzise, ist die Tastatur des iPad Pro. Hier neigt man trotz des eher geringen Hubs dazu, kraftvoll in die Tasten zu hauen. Was die meisten nicht wissen: Man kann über den „Camera-Adaper“ getauften Lightning-zu-USB-Converter jede Tastatur an einen iPad anschließen, wenn man einen HUB mit Stromversorgung benutzt.
Kompakt oder Vollständig?
Obwohl ein Laptop meist einen Trackpad integriert hat, legt sich der „Schreibtischtäter“ gerne eine Maus neben die Tasten und bei Rechtshändern ist es von Vorteil, dass die meisten Mobilrechner weniger Breit sind, als die etablierte MF2-Tastaturform. Denn so wird die Maus nicht mehr in einem so starken Winkel zum Bildschirm geführt und das ist zumindest für meine Hand-Auge-Koordination ein klarer Vorteil. Dennoch nutze ich die breiten Tastaturen viel, denn bei Emulation und virtualisierung benötigt man manchmal auch seltene Tasten. Andererseits wünsche ich mir oft ich den Purismus der ersten Tastatur für den Macintosh, die weder Funktions- noch Cursor-Tasten hat. Leider hat sich das nicht durchgesetzt.
Der Versuch, Tasten über eine Funktionstaste zu ersetzen wie bei der Poker-Tastatur, oder den Nummernblock abzutrennen sind Wege, um die Breite einer Tastatur zu reduzieren. Einige Tastaturen machen das Tastefeld schmaler, um Platz zu sparen. Meine Hände gewöhnen sich aber nur schwerlich an die veränderten Abstände und ich glaube das geht vielen Menschen so. Wenn man aber eine Spielernatur ist, dann ist der fehlerfrei getippte Text vielleicht aber nicht so wichtig wie eine coole Beleuchtung und Treffsicherheit. Ein interessanter Ansatz steckt desahlb hinter der Tron-Tastatur von Razer, die breiter ist, als normale Tastaturen, aber durch die Möglichkeit den Nummernblock auf die linke Seite zu bringen, diesen Nachteil wieder ausgleicht.
Ergonomie und Blindschreiben
Ergonomie wird in der Welt der Tastaturen weniger stark berücksichtigt, als es bei Mäusen der Fall zu sein scheint. Nur Wenige sind dem natürlichen Handwinkel angepasst und inzwischen sind selbst dunkle Beschriftungen auf hellen Tasten die Ausnahme, obwohl letzteres durchaus einmal vom Arbeitsschutz vorgeschrieben war. Aber wer professionell tippt, sollte ja ohnehin nicht auf die Tasten blicken.
Um das besser zu lernen, oder auch nur um zu unterstreichen, dass man Blindschreiber ist, gibt es z.B. unter dem Markennamen „Das Keyboard“ unbeschriftete Tastaturen. Das klingt toll, aber beim eintippen komplizierter Kenbnwörter geben die meisten Nutzer doch auf.
Fast alle Tastaturen ermöglichen es auch, den Anstellwinkel über einen Klapp-Mechanismus zu verändern. Ich denke allerdings, dass die paar Millimeter, die das im Mittel bringt, keinen großen Einfluss auf die Ergonomie haben.
Stilecht und passend
Irgendwie muss eine Tastatur auch optisch zur restlichen Einrichtung und dem persönlichen Geschmack des Besitzers passen. Vielleicht spielt auch Nostalgie oder der Wunsch sich nicht an etwas neues gewöhnen zu müssen eine Rolle.
Mit dem passenden Adapter kann man beispielsweise eine IBM-Modell-M oder (wie auf dem Foto oben) eine Apple-Extended-Tastatur an moderne Computer anschließen. Außerdem gibt es beispielsweise die Firma Unicomp, die noch heute Tastaturen mit den berühmten Knickfeder-Schaltern und dem klassischen Look baut - natürlich mit USB. Eine moderne Maus zu finden, die zum klassischen Look passt, ist hingegen beinahe unmöglich.
Robustheit
Beide dieser Klassiker haben den Ruf extrem langlebig und besonders ideal für Vielschreiber zu sein. In der Praxis sind aber die meisten großen Tastaturen stabil genug um einige Jahrzehnte durchzuhalten. Was nicht bedeutet, dass nicht auch mal ein Cherry-Schalter das Zeitliche segnen kann. In meiner Sammlung sind das aber die absoluten Ausnahmen.
Sonderfunktionen, Bluetooth, Beleuchtung und Hubs
Tastaturen für „Gamer“ haben oft allerlei Schnickschnak um sie trotz des höheren Preises bei der Zielgruppe interessant zu machen. Dabei geht es meist nicht nur um frei belegbare Funktions- und Multimedia-Tasten, sonder bunte Beleuchtungen, eingebaute Hubs und sogar zusätzliche kleine Displays werden angeboten. Wer keine Kabellage auf dem Tisch will findet nicht nur Bluetooth-Tastaturen, sondern auch welche mit besonders performanten Gigabit-Funk-Modulen. Je besonderer die Extras aber sind, desto geringer ist die Chance, dass man in einigen Jahen noch die Treiber und Einstellungen-Software dafür laufen lassen kann. Unter Linux und MacOS muss man oft generell auf einige Specials verzichten. Andererseits sind die allermeisten Gaming-Tastaturen keineswegs nur unter Windows brauchbar. Ich würde aber eine Tastatur nicht nach einem einzigen Gimmik aussuchen, sondern immer schauen, was das Eingabemedium noch so in die Wagschale wirft.