Frohes Fest und einen guten Rutsch

Bitnacht wünscht allen Lesern fröhliche Weihnachten. Feiert schön und alles Gute für 2019! 

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Merry Christmas to all of you.

Laporte in der Defensive?

Leo Laporte moderiert Macbreak seit vielen Jahren. Früher war er ein echter Mac-Fan und benutzte die ersten iPhones mit beinahe religiösem Eifer. Jetzt hat er ein sündhaft teures Microsoft Surface Studio (mit eher schwachen Leistungsdaten) und präsentiert sogar einen Androiden in der Bildmitte, während er Apple Logos immer abklebt.

In der letzten Episode scheint er ungewöhnlich einsichtig: »Letting humans run the show has been a vast, horrible mistake… just saying!«

Er bezog sich dabei aber nicht wirklich auf seine Sendung, sondern meinte, dass Computer besser und gerechter wären, wenn man ihnen die Optimierung des Wahlsystems überlassen würde. Ein Statement, dass so pauschal vermutlich nicht besonders viele Unterstützer finden wird. Aber wer weiß?

Chromium: Monokulturen sind anfällig

ZDNet berichtet heute über einen SQLite Fehler (»Magellan«), der weitreichende Folgen hat. Die Reichweite des inzwischen behobenen Problems macht einem klar, wie stark verwundbar Monokulturen und zentralisierte Systeme sind.

Wir verlassen uns auf unseren Browser, unsere Suchmaschine und unsere Software. Wenn im Büro mein Computer kaputt geht, dann bekomme ich schnell einen neuen. Aber wenn SAP nicht mehr läuft, dann haben wir keine Software, die den Platz einnehmen könnte. Wir sind davon abhängig, weil die Daten in SAP für unser Geschäft wichtig sind.

Bald haben die Browser Chrome, Brave, Opera und Edge alle die gleiche Basis, die obendrein vom Branchenriesen Google gesteuert wird. Somit kann ein Sicherheitsproblem extrem viele Menschen betreffen. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Das Problem geht in viele Richtungen und verstärkt sich selbst.

Schon heute gilt: Wenn eine Webseite bei der Google-Suche nicht auftaucht, kann man behaupten sie existiere nicht. Das ist natürlich Unsinn, insbesondere, wenn man bedenkt, dass auf Google unterschiedliche Menschen unterschiedliche Suchergebnisse angezeigt bekommen und das nicht verhindern können1. Leider verwenden viele Suchmaschinen auch Googles Datenbasis und sind damit genauso betroffen, wenn Google versagt. Letzteres ist häufiger der Fall, als vielen bewusst ist.

Über seine Chromium und die Suche bestimmt Google auch, wie Webseiten erstellt werden: Wer kein zentralisiertes (also fremdes) Content-Delivery-Netzwerk (z.B. für  Javascript-Bibliotheken und Fonts) verwendet, der bekommt schnell eine schlechtere Position in den Suchergebnissen. Diese Netzwerke sollen die Ladezeiten in einigen ausgewählten Fällen verkürzen, aber in jedem Fall verbessern sie die Auswertung für Googles Werbezwecke. Ab welcher Schwelle Google einen Link als irrelevant herauswirft ist nicht immer klar. Haben Videoergebnisse, die nicht auf YouTube (ein Google-Unternehmen) liegen eine große Chance? Wie viele Videos kann ich noch schauen, wenn YouTube bei mir nicht mehr funktioniert?

Das Internet hätte vielleicht die 90er nicht überlebt, wenn es nicht so vielseitig gewesen wäre. Egal ob Google, IBM, Intel, Microsoft, Facebook oder Amazon: kein Anbieter ist so gut, dass man ihm das gesamte Spielfeld überlassen sollte. Die Alternativen verdienen mehr Beachtung. Vielfalt ist nicht nur in der Kultur eine echte Bereicherung.


1 Es gibt Vorträge, die einerseits behaupten, es gäbe gar keine Filterblase und außerdem sei die Wirkung dieser (nicht existierenden Blase) positiv. Aber die oben verlinkte Studie von DuckDuckGo zeigt in meinen Augen, dass im realen Leben durch nutzerspezifische Suchergebnisse auch Missverständnisse zwischen Menschen entstehen können.

© Sven Mertens 2019