Programmieren für Kinder

Ich muss etwa 11 Jahre alt gewesen sein, als ich mein erstes eigenes Programm geschrieben habe. Ich hatte das Wissen aus dem Handbuch des Commodore VC20 und obwohl dieser Rechner für Kinder gekauft wurde, hatte man doch eher das Gefühl, wie ein Erwachsener behandelt zu werden. Das machte es gerade interessant.

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Selbst Bücher mit so verspielten Umschlägen, wie die hier abgebildeten von Scott Knaster, sind in ihrem Inneren nicht kindgerecht.

In welchem Alter will man Kindern das Programmieren den näher bringen? Wenn ich mir die ersten Lektionen in Playgrounds ansehe, dann sind sie ganz anders, als meine ersten Gehversuche. Während ich glaubte, den Computer für etwas nützliches zu verwenden, programmiert man da eine Spielfigur, die Edelsteine einsammelt. Ähnlich verspielt geht es bei Scratch zu. Letzteres richtet sich schon an Achtjährige. Zu meiner Zeit gab es für junge Zielgruppen nur die Sprache Logo, die vor allem wegen ihrer Grafikbefehle Aufmerksamkeit erregte, aber aus seiner Nische nicht herauskam.

Mich hat sehr gewundert, dass letzen Montag Bibo aus der Sesamstraße ankündigt hat, dass es bald eine Fernsehserie für Kinder geben wird, in der Programmieren beigebracht wird. Cody, das Monster mit den roten Zöpfen, die sich bewegen wie die Federn am Helm von Asterix, sagt: „coding is an essential language that everyone can learn.“ Das ist in vielerlei Hinsicht falsch, aber hey - wir reden hier über Vorschulkinder.

Das absurdeste daran ist vielleicht sogar, dass diese Ankündigung vor einem Publikum von Erwachsenen gehalten wurde - im Tonfall, der den Kindern angemessen scheint. Ich mag mich irren, aber zu meiner Zeit hat man Vorschulkindern nicht einmal erklärt, wie ein einfacher Schaltkreis funktioniert. Sicher, man kann sie neugierig machen, und zeigen, dass man nicht nur Raketen braucht um auf den Mond zu fliegen, aber wie kann daraus eine Fernsehserie werden?

Post Keynote Depression

In den frühen 2000ern gab es im Jahr einige Termine, an denen Apple neue Produkte ankündigte. Diejenigen, die sich etwas bestimmtes wünschten hatten gute Chancen, dass etwas für sie dabei war, weil üblicher Weise sowohl die Industrie-, als auch die Verbraucherprodukte regelmäßig aktualisiert wurden. Dann gab es 2004 aber ein „Special Event“ bei dem es verbesserte iPods  und Neuerungen für den iTunes Store gab. U2 war auch auf dem Event, aber noch wurde kein Album verschenkt. 

Viele Mac-Fans sahen den iPod als vergleichsweise unwichtig und hofften auf neue Computer. Ironisch kommentierten sie: „Es gab auch neue Hardware: IPod Socken!“ Die hatte Steve Jobs tatsächlich auf dem Event vorgestellt (11 Minuten) und sie verkauften sich ganz gut. 

Die Keynote von letztem Montag hat einen ähnlichen Charakter. Neue iPads und Macs hat Apple ohne nennenswerte Werbung in der vorangegangenen Woche auf den Markt gebracht. So ging es um Kreditkarten, Fernsehen Spiele- und Zeitschriften-Abos - das Meiste zunächst nur für die USA. Oft sind Apple-Fans ein bisschen wie die Börse: Im Vorfeld der Ankündigung sind sie aufgeregt und neugierig und preisen den Computerhersteller in den höchsten Tönen. Danach folgt aber die Depression.  Sie fühlen sich von Apple zurückgewiesen und vergessen und erklären, dass die Firma auf dem Weg in den Ruin wäre. 

Tim Cook versuchte dem Publikum beim Start der Veranstaltung die Idee von Apple als Dienstleister näher zu bringen, indem er ein Diagramm der folgenden Art zeigte:

Und auch wenn das bunte Video mit dem eröffnet wurde, die Vielfalt und Entwicklung der Apple Produkte in eine Linie bringen wollte und sogar den Fokus-Gedanken (1000 no & 1 yes) zitierte: Das Diagramm bedeutet, dass Apple jetzt potentiell alles macht. Ein Konzern, der keine Grenzen kennt. 

Natürlich hatte Apple schon lange Service-Produkte - man denke an EWorld - aber bisher waren diese stets eine Art Erweiterung der Hardware. Nun ist es eher andersherum. Konnte man damals für Bilder in iPhoto Abzüge bestellen, so gibt es jetzt mit der Wallet App eine Verwaltung für die Apple Card und mit dem Apple TV ein Gerät für Apple TV+. 

Apple ist in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen und eine Gruppe, die nach wie vor gute Computer baut, bleibt fester Bestandteil der Mannschaft. Was aber die Dienste betrifft ist mein persönliches Fazit: Man muss nicht alles mitmachen und nicht immer dabei sein. Apple Arcade werde ich mir ansehen und ansonsten werfe ich mal einen Blick auf Readly.

EU-Urheberrechtsreform - wirklich wichtig?

Ich finde mich mit der Berichterstattung zu Artikel 13 und Co. nicht zurecht. Upload-Filter gibt es bei Facebook und Youtube längst, und auch bei den Snippets in Google-News hat man sich inzwischen nach meinem Wissen geeinigt.

Lesen wir doch einmal, was die Befürworter der Reform sagen. Ich google das mal. Ähh, nanu? Keiner der Treffer bringt die andere Seite ins Gespräch. Hat die EU also einen Vorschlag zum Beschluss vorliegen, den niemand eloquent zu verteidigen weiß? Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich kann den Gesetzestext lesen, aber der ist eben sehr vage, wenn man - wie ich - wenig Erfahrung damit hat, wie Gesetzte in die Rechtspraxis übersetzt werden.

Wir hatten in der Vergangenheit oft wilde Abmahnwellen, in denen sich Anwälte bei vermeindlichen Verstößen eine goldene Nase verdienen konnten. Wenn die Plattformen in die Pflicht genommen werden, dann braucht sich der einzelne Nutzer weniger zu sorgen, oder? Nein, so wird das leider nicht laufen. Ich vermute es geht bei der Richtline eher nicht darum, die Abläufe im Netz zu ändern, sondern Rechtssicherheit zu bekommen. 

Am besten scheint der Heise-Podcast „c’t uplink“ (Großbuchstaben mag man dort nicht) zu berichten. Wenn man deren Argumentation folgt, dann kann das der deutschen Wikipedia und z.B. Apfeltalk keinen echten Schaden zufügen, obwohl diese melodramatisch ihre Seite einen ganzen Tag gesperrt haben.

Freie Assoziation

Heute habe ich hier einen sehr gemischten Text. Ich ich habe auch einige Updates zu älteren Posts.

rey in der Tube

Star Wars ist überall

Vielleicht bin ich damit alleine, aber ich ziehe oft Verbindungen zwischen Dingen, die ähnlich heißen, oder ähnlich aussehen, auch wenn sie offensichtlich nichts miteinander zu tun haben. So haben Lampions und der Todesstern™ den gleichen Look und seit Episode VII warte ich auf den ersten guten „Rey™ in der Tube“-Witz.

Was denke ich heute eigentlich über den Krieg der Sterne™? Viele Menschen glauben ja, dass Star Wars durch die Prequels, J. J. Abrams oder mindestens den „Solo“-Film ruiniert wurde. Für manche mag das auch stimmen, aber ich sehe das differenzierter.

Tatsächlich glaube ich im Rückblick, dass man vieles hätte anders machen sollen. Es war unvermeidlich die Zuschauer zu enttäuschen, denn die alten Filme wurden glorifiziert und jeder Fehler, den das Original nicht hat, betrachten die Fans als Sakrileg. Nur ein in jeder Hinsicht perfekter Film - den es bekanntlich nicht gibt - hätte dies verhindert.

Ich denke, wenn man eine Serie fortsetzen will, dann kann man nicht erwarten, jedes Mal bedeutsame Geschichten zu haben, die die Welt verändern. Wenn es immer und immer weiter gehen soll, dann muss man sich mit kleineren Ereignissen zufrieden geben. Fernsehen statt Kino. Genau das ist die Sequenz in der Rose Tico und Finn den Codeknacker suchen - Stoff für das Fernsehen. Die epischen und tragischen Szenen, in denen die größten Helden sterben, wirken dazwischen deplatziert und unwürdig.

Wo wir doch beim Thema „Fortsetzungen“ sind, passend zu meiner verärgerten Reaktion vor 14 Tagen, habe ich heute dann eine unerwartete Meldung auf Reddit bekommen.

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Wer hier im Sinne des Datenschutzes auf „Nicht erlauben“ klickt, der kann das Video nicht ansehen - gar nicht! - auch nicht direkt auf Youtube (kein Link vorhanden). Unter der Maßgabe, dass heute weit über 90 der konsumierten (jugendfreien) Videos auf YouTube sind, ist das kein kleiner Faux Pas und sicher nichts, was man mit „Hausrecht“ entschuldigen sollte.


Damit ich jetzt nicht wieder auf einer deprimierenden Nachricht ende, habe ich noch einen anderen Anhang, der sich auf meinen Mauszeiger bezieht. Ich habe eine stark verbesserte Windows-Version mit passendem Sanduhr-Cursor erstellt.

© Sven Mertens 2019