Lisa Brennan-Jobs: Beifang
Wissen will verknüpft sein. Deshalb ist es oft angemessen, wenn man sich ein Buch aussucht, das zumindest am Rand mit etwas zu tun hat, was man schon gut kennt. »Small Fry« ist ein Buch über das private Umfeld der Familie von Steve Jobs, über den ich schon extrem viel gelesen habe.
Lisa schreibt schonungslos. Sie erzählt, wo sie sich moralisch fragwürdig verhalten hat, ohne Reue oder Rechtfertigung. Auch äußerliche Schwächen beschönigt sie nicht. So hart, wie sie mit sich selbst ist: sie behandelt andere Menschen mit der gleichen Methode. Weil sie vor allem über ihre Kindheit schreibt, bleibt dabei aber unklar, inwieweit sie Objektivität erreichen konnte.
Kaum jemand aus ihrem Bekanntenkreis kommt ungeschoren davon, und so hätte dieses Buch guten Stoff für eine Komödie gegeben. Aber für mich liest sich das Buch sehr ernst. Die schönen Momente in Brennan-Jobs Leben scheinen rar und meist überschattet von einer latent beklemmenden Kulisse aus Familienproblemen. Über Technik schreibt sie beinahe nichts. Urlaubs- und Ausflugsbeschreibungen werden schnell zu Gesprächen über Missverständnisse, Widersprüche und Unzufriedenheit.
Trotzdem ist es nicht so, dass das Buch anstrengend oder gar ermüdend wäre. In seiner Art ist diese Geschichte der Widerstände und Probleme faszinierend. Man bleibt gespannt, was wohl auf den nächsten Seiten geschehen wird. Vorhersagbar ist wenig, obwohl die Rahmenhandlung (zumindest mir) längst bekannt ist. Im Detailreichtum und Ton erinnert Brennan-Jobs’ Werk an das Buch ihrer Tante, aber die Perspektive und der Ton sind sehr verschieden. Das ist nicht nur so, weil Brennan-Jobs die Menschen bei ihrem richtigen Namen nennt und komplett auf Fiktion verzichtet.
Insgesamt möchte ich meinen, dass »Beifang« (wie der deutsche Titel lautet) ein Buch ist, das nicht unbedingt als Hardcover im Regal stehen muss, aber sich gut als Reiselektüre verwenden lässt.
c’t Retro
Aktuell gibt es im Heise-Verlag eine Sonderausgabe der c’t, die sich mit alten Computern beschäftigt. Obwohl ich noch nicht so viel Zeit hatte, darin zu lesen, muss ich kurz darüber berichten, bevor das Heft wieder aus den Regalen verschwindet.
Die c’t ist eigentlich die letzte überlebende große Computerzeitschrift, und so hat sie in ihrem Fundus natürlich so manch historischen Artikel. Das neue Retro-Heft hat aber praktisch nur neues material, auch wenn der Blick auf die Vergangenheit gerichtet ist.
Tatsächlich bekommt man für knapp sieben Euro eine ausgewogene Mischung aus Nostalgie und praktischen Tipps für das Retro-Hobby.
Nicht so toll finde ich den Artikel »Bunt verpixelt - Retrografik mit einfachen Mitteln nachbilden«. In meinen Augen macht es sich der Autor zu einfach, und ich fühle mich an Photoshop Phillip erinnert.
Natürlich darf man nicht erwarten, dass in einem zweiseitigen Artikel die jahrelange und gereifte Erfahrung eines echten Retronauten eingefangen werden kann. In einer Zeit, in der andere dedizierte Retro-Zeitschriften immer mehr dazu übergehen, sich auf das besprechen alter Konsolenspiele zu beschränken, ist die c’t Retro aber eine hochwillkommene Abwechslung mit historischen Qualitäten.