Wissen will verknüpft sein. Deshalb ist es oft angemessen, wenn man sich ein Buch aussucht, das zumindest am Rand mit etwas zu tun hat, was man schon gut kennt. »Small Fry« ist ein Buch über das private Umfeld der Familie von Steve Jobs, über den ich schon extrem viel gelesen habe.
Lisa schreibt schonungslos. Sie erzählt, wo sie sich moralisch fragwürdig verhalten hat, ohne Reue oder Rechtfertigung. Auch äußerliche Schwächen beschönigt sie nicht. So hart, wie sie mit sich selbst ist: sie behandelt andere Menschen mit der gleichen Methode. Weil sie vor allem über ihre Kindheit schreibt, bleibt dabei aber unklar, inwieweit sie Objektivität erreichen konnte.
Kaum jemand aus ihrem Bekanntenkreis kommt ungeschoren davon, und so hätte dieses Buch guten Stoff für eine Komödie gegeben. Aber für mich liest sich das Buch sehr ernst. Die schönen Momente in Brennan-Jobs Leben scheinen rar und meist überschattet von einer latent beklemmenden Kulisse aus Familienproblemen. Über Technik schreibt sie beinahe nichts. Urlaubs- und Ausflugsbeschreibungen werden schnell zu Gesprächen über Missverständnisse, Widersprüche und Unzufriedenheit.
Trotzdem ist es nicht so, dass das Buch anstrengend oder gar ermüdend wäre. In seiner Art ist diese Geschichte der Widerstände und Probleme faszinierend. Man bleibt gespannt, was wohl auf den nächsten Seiten geschehen wird. Vorhersagbar ist wenig, obwohl die Rahmenhandlung (zumindest mir) längst bekannt ist. Im Detailreichtum und Ton erinnert Brennan-Jobs’ Werk an das Buch ihrer Tante, aber die Perspektive und der Ton sind sehr verschieden. Das ist nicht nur so, weil Brennan-Jobs die Menschen bei ihrem richtigen Namen nennt und komplett auf Fiktion verzichtet.
Insgesamt möchte ich meinen, dass »Beifang« (wie der deutsche Titel lautet) ein Buch ist, das nicht unbedingt als Hardcover im Regal stehen muss, aber sich gut als Reiselektüre verwenden lässt.