Gehen die kleinen Geschichten zu oft verloren? Viele Autoren wollen ein großes Werk schaffen. Sie denken an epische Erzählungen, wie die von J.R.R. Tolkien. Fernsehserien und Kinoreihen ziehen sich über Jahre hinweg und fesseln Millionen von Zuschauern. Aber nicht jede Idee hat die Kraft und Breite, die es braucht, um eine solche Ausdehnung zu erreichen.
Auch Freizeitautoren, wie ein Bekannter von mir, arbeiten oft an umfangreichen Sagas, dabei ist eine Kurzgeschichte zwischendurch sicherlich schon mehr Arbeit als genug. Während Soziale Netzwerke mit dem Meme den Aphorismus neu erfunden haben, erreichen kurze, einzeln stehende Werke kaum größere Beachtung. Dabei würde es mich wundern, wenn es davon nicht eine unglaubliche Menge gäbe, oder zumindest das Potenzial dafür.
Hätte Van Gogh kein einziges Bild außer „Sternennacht“ gemalt, würden wir ihn heute kennen? Wäre zumindest das Bild bekannt? Gäbe es heute noch Texte von Christian Morgenstern, wenn sie nicht in Sammelbänden erschienen wären? Eine Aufnahme, die ich gerne mag, ist die Live-Version von Doro Peschs „Rare Diamond“, bei dem es nicht um Kunst oder Literatur geht. Aber die Vorstellung, dass es da draußen etwas Außergewöhnliches gibt, dass nur entdeckt werden will, ist in der vernetzten Gesellschaft umso schöner.