„Mastermind“ ist nicht die übliche Bezeichnung für einen Musiker. Edgar Froese von Tangerine Dream ist aber eben kein gewöhnlicher Keyboarder und Gitarrist und hatte den Titel, der ihm in verschiedensten Artikeln zugedacht wurde, durchaus verdient. Viele Jahre nach dem Tod des Altmeisters komme ich jetzt dazu seine Biographie zu lesen. Ein Werk, das es in sich hat.
Nach der Lektüre des ersten Kapitels ist klar: Froese will keine Familiengeschichte erzählen. Nichts steht da über den Mord der Nazis an seinem Vater und die Jugend im ehemaligen Tilsit (heute Sowetsk). Nicht über die Arbeit in der Berliner Werbebranche oder seine Promotion.
Stattdessen beginnt Froese bei Dalí, genauer mit seinem Konzert bei dem Surrealisten, seinen Erfahrungen mit dem Meister selbst und dessen Gästen. Froese nimmt dabei zunächst wenig Rücksicht auf seine Leser und ist bisweilen etwas kryptisch in seinen Kommentaren. Im ersten Kapitel scheinen ihm in einem Satz fünf Gedanken gleichzeitig durch den Kopf zu spuken und obwohl er sie eloquent auszudrücken weiß, ist der eine oder andere Absatz eine kleine Tour de Force und zwischen die philosophisch aufgeladene Gedanken mischen sich obendrein derbe Szenen und auch handfestes Seemannsgarn. Weiter hinten im Buch beruhigt sich der Stil und man wirft einen Blick hinter die Kulissen der elektronischen Musik und des Showgeschäfts zwischen 1965 und 2005.
Da ich mit meiner Lektüre allerdings noch nicht am Ende angekommen bin, spare ich mir mein finales Fazit noch auf, kann aber schon einmal betonen, dass mir das Lesen derzeit durchaus Freude bereitet und dass es sich meiner Meinung nach lohnt, nach dem beinahe vergriffenen Werk Ausschau zu halten.