Skywalker Opus 9

Außer „Rogue One“ habe ich jeden Star-Wars-Film im Kino gesehen. Viele davon sogar mehrfach. Mit „The Rise of Skywalker“ kenne ich nun vermutlich alle Kinofilme, die es jemals geben wird.

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Die Marketing-Maschine läuft auf Hochtouren. Während wir im Cinemaxx, mit einer Riesentüte Popcorn, die die Beschriftung „klein“ trägt und einem riesigen Becher, der wegen der extremen Schaumbildung nur ein kleines Glas Apfelschorle enthält (beides Zusammen für einen Preis über 9€ gekauft), auf die Originalfassung warten, flimmert uns nicht nur die übliche Kinowerbung entgegen. Zahlreiche Spots enthalten Lichtschwert-Duelle und das Star-Wars-Logo um Supermarkt-Artikel und Telespiele anzupreisen.

Endlich geht das Licht ganz aus und der opening Crawl rollt in die Weite des Weltraums. John Williams, der diesmal auch ein Cameo gibt, hat wieder die Emotion zum Sternenkrieg geliefert - wie immer in Großbuchstaben. Und schon sehen wir Adam Driver auf Schatzsuche. 

Doch genug „gespoilert“. Nach unserem Empfinden ist der Film ganz stimmig und ein halbwegs würdiger Abschluss der Serie. Stimmen, die ihn in hohen Tönen loben, bleiben uns aber ebenso unverständlich, wie die, die den Film rundheraus ablehnen. Dass Episode 8 klar schlechter wäre als 7 und 9, erscheint eher eine Geschmacks- als eine Tatsache zu sein.

Wir bekommen ein weiteres Mal interessante Schauplätze und die Darsteller, die wir schätzen gelernt haben und ihr Handwerk verstehen. Die Kameraführung und der Schnitt fühlten sich für mich frisch an, waren aber frei von Experimenten und ohne das berüchtigte „Handkamera-Gefühl“. Die Handlung ist leider teilweise nicht richtig rund und mir wäre es deutlich lieber gewesen, dass man darauf verzichtet hätte Schauspieler digital zu verjüngen und Archivmaterial so stark zu verändern. Ich bin es noch gewohnt, dass man gegebenenfalls auch mal einen anderen Darsteller bekommt, wenn das Original nicht zur Verfügung steht. 

Obwohl nun der richtige Zeitpunkt wäre, um das Gesamtkunstwerk „Star Wars“ zu bewerten, scheint dies ein aussichtsloses Unterfangen. Zu viel hat sich in den zweiundvierzig Jahren geändert. Kinos haben einen anderen Platz in der Gesellschaft und vieles, was damals originell war, ist heute zur Formel, zum Kochrezept geworden. 

Es bleibt der Archetyp des Helden und die Gefühle, die den Zuschauer bewegen. Star Wars ist die Geschichte, wie ein Mensch über sich selbst hinauswächst, und wie Freundschaft auch aussichtslose Situationen überwinden kann. Und dieser Stoff ist so Zeitlos, dass er die Worte: „Vor langer. langer Zeit…“ im Vorspann rechtfertigt.

© Sven Mertens 2019