1000 Lieder in Deiner Tasche

Aus meinen Boxen tönt in diesem Moment (mit kristallklarem Klang) Rockmusik. Die Quelle ist kein Computer, kein Handy, keine CD, Schallplatte oder Musikkassette, sondern das Original: In dieser Woche hat der iPod seinen siebzehnten Geburtstag gefeiert.

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MacRumors hat einen umfangreichen Artikel dazu verfasst. Als der iPod neu war, hatten Napster und die Nomad-Jukebox einen Namen. Letzteres war ein Festplatten MP3-Spieler. Aber der Nomad war näher an den klobigen Discmans als an dem winzigen weißen Kästchen von Apple, das sich leicht, logisch und bequem kreuz und quer durch 1000 Songs bewegte und auch beim Joggen nie ins stottern kam. Binnen wenigen Minuten waren (dank Firewire) alle Lieder, die man hatte übertragen. iTunes machte (besonders gut codierte) Dateien aus CDs - alles ohne weitere Kosten und Probleme. Die extrem kompakte Festplatte im iPod wurde auch benutzt, um alle möglichen Dateien von Rechner zu Rechner zu bringen, wenn sie zu groß waren, um sie mal eben auf eine CD zu brennen. Kein Kopierschutz behinderte das.

Anfangs war ich einer von denen, die Hörbücher, CDs und Podcasts auf MC (Audio-Kassetten) kopierte, um sie mit dem Sony-Walkman zu hören. (Discman-Akkus waren nach einem halben Album leer.) Darunter war auch das Steve Jobs-Hörbuch von Alan Deutschmann (Audible) und ein täglich erscheinender Mac-Podcast, dessen Namen ich leider vergessen habe. (Jede Episode endete mit den Worten „…and you have a great day!“)

Als ich meine studentische Mittellosigkeit abgestreift hatte, gab ich dem Apple-MP3-Player, der immer viel toller aussiet als auf allen Fotos, eine Chance und bekam dann schon das Nachfolgemodell ohne bewegliche Teile. So hatte ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit etwas Neues zu hören. Vielleicht habe ich deshalb ein paar Jahre später selbst mit dem Podcasten begonnen.

Der original iPod (den sich meine Frau ein paar Jahre später gebraucht gekauft hat) funktioniert noch wie am ersten Tag und lässt meiner Meinung nach auch heute die meisten modernen Musik-Applikationen weit hinter sich. Der iPod war ein Meilenstein.

Computer und Toaster

Damals hieß es noch DFÜ. Das Internet der 80er waren Mailboxen im Ortstarif, die sich nach und nach fast alle zu Netzwerken zusammenschlossen. 

Ich denke dort habe ich das erste mal über Toaster gelesen. Toaster sind der Inbegriff des Simplen, beinahe niemand liest oder schreibt über Toaster. Aber der Artikel benutzte die Fragestellung, wie es wäre, wenn ein Computerhersteller einen Toaster bauen würde, um zu zeigen, wie schlecht die Situation für den Kunden damals war.

Gerne würde ich hier das Original präsentieren, aber Suchmaschinen sind nutzlos geworden. Denn obwohl der Text populär war und garantiert irgendwo im Web liegt und ich diese eine Zeile sicher richtig erinnere bekomme ich von Google die folgende Antwort:


Keine Ergebnisse für „toaster was designed by a computer company“ gefunden


Nicht mal einen Punkt hat die Antwort und dann folgen Links, die Google für passend hält: FastCompany und LinkedIn haben wohl das Wort Toaster irgendwo. 

Immerhin gibt es einen Link zum VideoToaster (AMIGA!), aber selbst die fliegenden Toaster des einstmals populären AfterDark sind nicht unter den Ergebnissen. 

Was bleibt mir anderes, als die Parodie aus der Erinnerung zum Besten zu geben?


Wenn Ihr Toaster von einem PC-Hersteller entwickelt wäre

Wenn Ihr Toaster von einem PC-Hersteller entwickelt wäre, würden Sie ihn nach mehrtägiger Wartezeit beim Fachhändler abholen und vier Kartons in den Kofferraum legen, die eindeutig anzeigen, welche Seite nach oben zeigen soll und die unter keinen Umständen geworfen, oder geknickt werden sollen. 

Zuhause angekommen, freuen sie sich bereits auf ihren Toast und haben schon den Geruch von schmelzender Butter in der Nase, aber zuerst muss der Toaster zusammengebaut und aufgestellt werden. 

Nachdem Sie die dreisprachige, 12 Seiten starke Aufbauanleitung in einem der Kartons zusammen mit einem dicken Handbuch, Garantieschein, Nachtrag zum Handbuch, Befestigungsschrauben und einem Stück hochglanzpoliertem Plastik, das aussieht wie ein Stanzrest für ein fehlendes Bauteil, gefunden haben, prüfen Sie zuerst, ob alle abgebildeten Teile vorhanden sind. 

Nach einer guten Viertelstunde ist es zwar schon deutlich zu spät für ein zweites Frühstück, aber bis auf zwei Schrauben und einen kurzen Kabelbaum, der vermutlich nur bei einem anderen Toaster-Modell Verwendung findet, ist alles verbaut und der Toaster kann eingesetzt werden. Zuerst rät die Anleitung allerdings, die Elektrifizierung des Hauses zu prüfen, ob die benötigte Leistung auch zur Verfügung ist. Anderenfalls lässt sich beim Hersteller ein Drehstromadapter nachbestellen. 

Gleich, so glauben Sie, werden Sie eine goldgelbe Scheibe Toastbrot erhitzen, aber Ihr Toaster ist von einem PC-Hersteller. Nach dem Einschalten zählt ein kleiner Zähler an der Gehäusevorderseite von 0 an aufwärts. Ein Blick ins Handbuch verrät, dass es sich um einen Sebsttest handelt, und dass anschließend das Datum eingestellt werden muss. 

Nachdem der Zähler 123 erreicht hat bleibt er plötzlich stehen und nach einigen Sekunden erscheint „Fehler -19“ auf der Anzeige. Zuerst denken Sie, der Toaster wäre kaputt, aber sicherheitshalber lesen sie noch einmal in der Anleitung nach und stellen fest, dass Sie beim Selbsttest keine Scheiben in den Toaster gelegt haben dürfen. Sie hatten den Toast aber schon lose eingelegt, ohne ihn herunterzudrücken. 

Sie wiederholen den Selbsttest und geben ordnungsgemäß das Datum, die Uhrzeit, Längen- und Breitengrad, Postleitzahl, Sprache und Höhe über dem Meeresspiegel ein. Anschließend verkündet die Anzeige „Einrichtung abgeschlossen“ und freudig legen sie zwei Scheiben ein und betätigen den Start-/Absenkhebel an der Seite.

Aber Ihr Toaster wurde von einem PC-Hersteller entworfen, und obwohl der Hebel nach unten geht, bleibt der Toast an Ort und Stelle und auf der Anzeige steht: „Stellen Sie den gewünschten Bräunungsgrad ein: 0 - Weißbrot, 1 - leicht erwärmen, 2 - stärker erwärmen, 3 - leicht bräunen, 4  - bräunen, 5 - stark bräunen, 6 - verbrennen“. Nach Eingabe der Vier folgen aber noch fünf weitere Fragen: Maximale Temperatur beim Bräunen, Gewünschte Temperatur beim Auswerfen, Lautstärke des Auswurftones, Scheibengröße und schließlich „Toastsorte“. 

Sie geben „Buttertoast“ ein, aber die Eingabemaske erwartet einen fünfstelligen Code. Nach einigem Suchen im Handbuch entdecken sie eine lange Tabelle mit Codes. „Buttertoast“ ist die 57361, aber eine Fußnote verrät, dass diese Toastsorte nur mit einem separat erhältlichen extra Glühdrahtset verfügbar wird und dass für Vollkorntoast nur die Marken Harry, Lieken und Brotland verwendet werden können.

Da sie jetzt endgültig  genug haben, geben sie wahllos irgendeinen Code aus der Tabelle ein und bekommen nach 10 Minuten eine verbrannte, aber inzwischen kalte und eine ungetoastete Scheibe zurück. Daraufhin holen Sie Ihre Bratpfanne und machen die verbleibende Scheibe mit etwas Butter auf der Herdplatte zu einem wohlverdienten Abendbrot.

Osterei?

Ich glaube, dass ich vor ein paar Minuten ein Easter-Egg im aktuellen Finder entdeckt habe: Als ich aus einer E-Mail Nachricht eine Rechnung auf den über iCloud synchronisierten Desktop kopiert habe, wird für eine kurze Zeit „1984“ als Name angezeigt. Nach dem Bildschirmfoto ist der Name dann korrekt. Weder Name noch Dateidatum noch Inhalt der Datei enthalten die Zahlenfolge 1-9-8-4. Aber: 1984 war das Jahr in dem der Mac zum ersten mal vorgestellt wurde.

Deshalb glaube ich, dass es sich um einen kleinen Scherz der Programmierin handelt, den sie vor dem Management geheim gehalten hat. Ich vermute, dass es etwas mit der „Stapel - sortiert nach Erstellungsdatum“ -Einstellung zu tun hat. Mich erinnert das an die Anekdote um Mr. Macintosh.

© Sven Mertens 2019