Aus dem Archiv: 42

Heute muss ich ich sie einfach mal verraten, die Frage. Oft hört man ja Leute behaupten 42 sei die Antwort auf alle Fragen. Aber wer bei Douglas genau nachliest wird feststellen, dass das unglaublich schlecht zitiert ist. Es ist nicht um die Antwort auf alle Fragen, sondern um eine bestimmte - Im Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist der einzige Zweck des Planeten Erde, diese eine, einzige Frage zu finden. Die Erde ist dort nichts anderes als ein großer Computer.

Die Erde ist also im Begriff gewesen, die letzte aller Fragen zu finden (the ultimate question). Die Frage nach dem Leben, dem Universum und einfach allem. (Aber die Erde wurde zerstört bevor es so weit war - ganz knapp davor). Douglas legte die Antwort („42“) einem Computer in den Mund, der Deep Thought heisst, und der eine beträchtliche Anzahl von Jahrtausenden damit zugebracht hat, eben diese Antwort zu finden.

Es ist also nicht die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wie würde das auch klingen:

„Was ist denn eigentlich der Sinn des Lebens?“

„Ohh, ich weiss nicht … vielleicht ist es … 42?“

Nein, dass passt nicht. Ich bin vollständig verwirrt darüber, dass uns Douglas die Frage nie verraten hat. Leider können wir ihn nicht mehr fragen. Um so mehr nagt es an mir, dass ich eine einfach zu simple, zu plausible Erklärung habe, die nahegelegt, dass Douglas die Frage und Antwort wusste, bevor er überhaupt auf die Idee kam ein Hörspiel zu schreiben. Ich habe diese Theorie aber bislang von noch niemandem sonst gehört, obwohl ich schon oft Artikel zum Thema gelesen habe und auch bezüglich Adams nicht ungebildet bin. In Fax Interviews, die typischer Weise ja immer eine Frage schreiben und dann die Antwort fordern, schrieben die Interviewer manchmal:

Frage: ________________________________________________

Antwort: 42

Was Douglas — zumindest einmal — mit „the joke is obvious“ kommentierte. Vielleicht war es genau dieser Kommentar, der die Bauernschläue der Interviewer tadelt, der mich auf die Idee gebracht hat. Nicht nur die Szenerie mit den Philosophen, der alberne Computer und die verquere Art der Antwort sind ein Witz, sondern die Antwort selbst.

Douglas’ Erwähnung der „letzten aller Fragen“ in kommt nicht ganz unvermittelt. Immerhin lässt er sein fiktives Reiseführerbuch folgendes berichten:

The History of every major Galactic Civilization tends to pass through three distinct and recognizable phases, those of Survival, Inquiry and Sophistication, otherwise known as the How, Why and Where phases. For instance, the first phase is characterized by the question "How can we eat?" the second by the question "Why do we eat?" and the third by the question "Where shall we have lunch?"

Nun sind die Erbauer der Erde eine sehr weit fortgeschrittene Rasse und sie dürften die Phasen „wie“, „warum“ und „wo“ gelöst haben. Auftritt die Kategorie der letzten aller Fragen: Es ist in gewisser Weise eine „womit“ Frage. Bevor ich jetzt diesen viel zu langen Eintrag beende und endlich mit der Frage nach dem Leben, dem Universum und einfach allem rausrücke, muss ich noch einen kurzen Exkurs in die Musikgeschichte wagen.

Es ist bekannt, dass Douglas nur zu gern Musik hörte, um sich für seine Schreiberei inspirieren zu lassen (meistens in der Badewanne). Der Musiker Vincent Youmans, der sich von Irving Caesar die Texte für ein Musical namens „No, No, Nanette“ schreiben liess, war 1925 weltbekannt. Douglas, der zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht geboren war, hatte aber bestimmt schon als Kind eines dieser Lieder gehört und vielleicht sogar mitgesungen. Es handelt sich um eine eingängige Melodie und einen Text, in dem die Worte wiederholt werden, aber ihre Reihenfolge ändern.

Als Douglas fünf Jahre alt ist entwickelt Charles Hamblin eine Methode, die die Rechenweise einer ganzen Computergeneration prägt, auch bei ihr wird die Reihenfolge von Operanden und Operatoren anders gesetzt, als vorher in der Wissenschaft üblich: Er erfindet die Umgekehrte Polnische Notation.

Ich kann mir einen kleinen Douglas vorstellen, der vor sich hin singt: „Tea for two and fourty-two“. Jahre später hört er das gleiche Lied wieder im Radio und sein kleiner Ulk aus der Kindheit spukt immer noch in seinem Kopf herum. Er sitzt in der Badewanne und soll bis nächsten Montag ein ausgearbeitetes Konzept für eine Hörspielreihe vorlegen. Seine Idee, die Erde sei ein entworfener Computer steht schon fest, aber was soll dieser Computer berechnen. Auf einmal macht es „klick“ und die Story hinter dem erfolgreichsten humorvollen Science Fiction Roman unserer Tage ist geboren – So könnte es gewesen sein.

Und so ist die letzte aller Fragen – die nach dem Leben, dem Universum und einfach allem – eine Frage, die sich Douglas in diesem Moment selbst stellte:

„Womit (oder mit wem) sollte man den Nachmittag am besten verbringen?“

„Tee für Zwei“ (for tea two)

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Entschuldigt mich jetzt bitte ich verschwinde jetzt in die Küche und koche Tee – für mich und Sandra.

© Sven Mertens 2019