Der perfekte Hintergrund

Als in den frühen 90er Jahren die Rechner mehrere Megabytes RAM bekamen, da wurde es denkbar, auch bei der normalen Arbeit am Bildschirm einen dekorativen Hintergrund zu haben.

Wallpapers

Zuerst waren es einfache Muster. Manch einer wird sich an die Presets aus den Frühen Tagen erinnern. Die meisten Muster waren zu unruhig und der Wechsel zu ganzformatigen Bildern war vorprogrammiert.

Zuerst waren es oft die Logos der Hersteller, die das „Wallpaper” oder den „Deskop Background“ definierten. Später kam es zu besonderen Blüten und grünen Wiesen, an die sich Einige viellecht heute noch gern erinnern.

Nicht alle Bildschirme sind gleich: Wo ein Handy mit organischen LEDs am besten einen komplett schwarzen Hintergrund gebrauchen kann, sind letztere auf normalen Bildschirmen selten schön anzusehen. Und wenn ein Display größer ist als DIN A3, dann gelten andere Regeln als im 13"-Bereich. Beispielsweise sind kleine rote Flächen oft interessante Akzente, während eine feuerrote Zwei-Meter-Wand den Wenigsten als angenehm erscheint.

Obwohl ich also weiß, dass die Antwort kaum allgemeingültig sein kann, bin ich gelegentlich auf der Suche nach dem perfekten Wallpaper. Was sagt denn das Internet? Sonnenuntergänge, Popstars, Berge, Seen, Wolkenkratzer, witzig, sexy, verträumt, martialisch, … ein gemeinsamer Nenner lässt sich nicht ausmachen.

Eine weitere Frage, die beantwortet sein muss: Wer schaut noch auf Deinen Bildschirm? Im Büro werde ich eigentlich jedes mal, wenn ich mein Wallpaper wechsele, darauf angesprochen. Das ist mir unangenehm. Ich will einen Hintergrund, der mich anspricht und nicht langweilt, aber ich will auch nicht zu viel über mich preisgeben und von den Kollegen in eine Schublade gesteckt werden. Wer Autos oder Motorräder liebt hat es leicht und auch Bilder zu Urlaubsorten und Fussballvereinen gelten als anerkannt. Aber was ist, wenn es ein Bild aus dem Lieblingsfilm »The Texas Chainsaw Massacre« ist? (Den habe ich nie gesehen.)

Eine Balance zwischen interessanten Motiven und solchen, die von der Arbeit nicht ablenken zu finden, ist ebenso schwierig. Der Kniff ein sehr unscharfes Motiv zu verwenden hilft da nicht immer. Außerdem hat man bei kreativer Arbeit das Problem, dass man das gestaltete Objekt in einer anderen Umgebung auch anders wahrnimmt. Kann man am Ende nur mit einer Mittelgrauen Tapete arbeiten? Aber wo bleibt da die Inspiration?

Zu allem Überfluss spielt es auch eine Rolle wo man arbeitet. War für mich die Wüstendüne faszinierend, während mein Rechner neben dem Fenster an einer Wand Richtung Norden stand, so irritiert mich die „rückwärts“ laufende Sonne an dem neuen Standort. So bleiben am Ende dieses Artikels mehr Fragen als Antworten. Auch wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema kann ich nirgends finden, obgleich die Parallelen zum Thema Innenarchitektur klar erkennbar sind.

© Sven Mertens 2019